Sven Drühl - All Over
15. September - 27. Oktober 2024, Stadtgalerie Villa Dessauer
Führungen durch die Ausstellung: Sonntag 13. und 20. Oktober um 17 Uhr
Artist Talk mit Sven Drühl und Finissage am 27.Oktober um 15 Uhr
Der Kunstverein präsentiert die Ausstellung „All Over“ mit Werken von Sven Drühl in der Stadtgalerie Villa Dessauer. In seiner Solo-Show in Bamberg zeigt der Berliner Künstler Werke aus beinahe allen Werkphasen der letzten 15 Jahre: Landschaftsgemälde der kunsthistorischen Serie, Berg- und Wasser-Bilder der Lackserie, die auf virtuellen Vorlagen aus dem Kontext der Gaming-Industrie basieren, Bronzeskulpturen und Architekturmotive sowie erstmals auch den kompletten Werkblock der Lithographien.
Fotos v.l.n.r: Sven Drühl, S.D.E.T.W. 2024, S.D.G.M.xsII, 2024, Machapuchare Eroded 2021, alle Aufnahmen Courtesy Galerie Wolfgang Jahn
Gewaltige Berge, Gletscher, brodelnde Vulkane, riesige Meereswellen, Bäume, Himmel: Landschaften sind das zentrale Thema von Sven Drühl (*1968). Die scheinbar realen Naturräume entwickeln ein großes Anziehungspotential. Seine Motive findet der Künstler allerdings nicht in der realen Natur, sondern in Landschaftsgemälden von Künstlerkollegen, sei es der Romantik oder der Gegenwart: Caspar David Friedrich, Ferdinand Hodler, aber auch Eberhard Havekost oder eine Fotografie von Wolfgang Tillmanns werden zitiert und verarbeitet. Seit 2007 beschäftigt sich Sven Drühl auch intensiv mit dem japanischen New Print Movement, dem so genannten Shin-Hanga, das seine Wurzeln im Japan der 1910er und 1920er Jahre hat, - ein herausragendes Konglomerat kulturellen Transfers west-östlicher Bildtraditionen.
Fotos: Maren Jensen
Die Bildtitel mit abgekürzten Initialen verraten die kunsthistorische Referenz, wie auch die Vorgehensweise des aus der Musikbranche übernommenen Sampling und Remix. Drühl reduziert die Vorlagen auf die Hauptlinien und überträgt diese in seine Gemälde, dabei nutzt er ungewöhnliche Materialien wie Lack und Silikon. Bei den Lackbildern bezieht sich Drühl auf virtuelle Landschaften der Game Industrie und arbeitet mit Vektordateien, die als Hintergründe für Computerspiele gerechnet werden.
Fotos: Maren Jensen
Die Maschine kompiliert hier etwa ein Alpenpanorama, das der Betrachter mit eigenen Vorstellungen füllt. In technisch-malerischer aufwändiger Handarbeit entstehen dann sehr spezielle Oberflächen mit diversen Farb-Schichtungen. Dem Künstler geht es allem vordergründigen Anschein zum Trotz weniger um Landschaften als um den konzeptuellen Ansatz, die Idee vom Werk, um Malerei als solche.
Sven Drühl studierte Kunst und Mathematik in den 1990er Jahren in der Hochphase der Postmoderne-Debatte. Er sieht im Rückgriff und der Erweiterung auf die künstlerischen Errungenschaften der Moderne und Postmoderne die Möglichkeit, eine neue metamoderne Bildsprache zu entwickeln. Die Themenfelder, die der Künstler mit seinen Werken immer wieder umkreist, sind kultureller Transfer, Original, Autorschaft, Zitat, Remix, Serialität, aber auch Beeinträchtigung der Natur und Veränderung des Konzepts von Landschaft.
Foto: Maren Jensen
Sven Drühl (*1968 in Nassau), 1991 Studium der Kunst und Mathematik an der Universität Essen, Lehraufträge in Dresden, Frankfurt, Leipzig und Hagzhou/China. Sven Drühl ist auch als Kunstwissenschaftler und Autor tätig, u.a. als Gastherausgeber für die Zeitschrift „kunstforum“. Er lebt in Berlin. www.svendruehl.de