Veranstaltungen 2021

Gruppenausstellung - Papier

Stadtgalerie Villa Dessauer 24.04.-11.07.2021


Fotos: M. Jensen

Mediatisierung und Digitalisierung sind Schlagworte, deren Wichtigkeit gerade in den letzten Monaten immer wieder deutlich herausgestellt wurde. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Ausstellung zum Thema Papier eher ungewöhnlich. Dass Digitalisierung und Papier durchaus miteinander zu tun haben, zeigen etwa alte Lochkarten, als Startschuss für Rechenmaschinen.

 

Sei es als Instrument der Bürokratie, als Informationsträger (Urkunde, Zeitung, Geld), oder aufgrund seiner materialen Qualität (Backpapier, Hygienepapier) – Papier spielt als Medium und Material nach wie vor eine zentrale Rolle in unserem Alltag.

 

Doch Papier kann viel mehr! Das bezeugt schon seine eigene machtvolle Kulturgeschichte und Materialästhetik. Für viele Künstler seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist es autonomes Werkmaterial und eine wesentliche und primäre Substanz in ihrem Schaffensprozess. Die Ausstellung PAPIER richtet den Focus auf dieses Medium als Rohstoff und Träger des künstlerischen Ausdrucks. Es geht um Arbeiten aus Papier nicht auf Papier. Papier wird autonom und löst sich von seiner Rolle als Trägermaterial. Es wird zu einem unabhängigen künstlerischen Medium, das sich in allen Formen der zweiten und dritten Dimension gestalten lässt

 

Die eigene Materialität beinhaltet eine schier grenzenlose Vielfalt von physischen Bearbeitungstechniken, die die gewohnte Flächigkeit in körperliche Präsenz transformieren: schöpfen, falten, abformen, schneiden, zerstören, zerknüllen, prägen u.a. Traditionelle Begriffe wie Bild, Relief, Skulptur greifen bei den Resultaten kaum mehr.

 

Diese mannigfaltigen Möglichkeiten der Gestaltung demonstriert die Ausstellung anhand herausragender Werke, die direkt spezifische Intentionen und Strategien reflektieren. Die präsentierten Kunstwerke sind trotz der Unterschiedlichkeit ihres Kontextes durch die Materialkonnotationen des Papiers verbunden. Bis heute bleibt aktuell, warum und aus welchen formalen wie inhaltlichen Gründen sich KünstlerInnen für das traditionsreiche Papier als skulpturales künstlerisches Material entscheiden.

 

Gezeigt werden Arbeiten von Bernard Aubertin, Lore Bert, Lucio Fontana, Raimund Girke, Dorthe Goeden, Klara Hobza, Mohammed Kazem, Kyung Jin Kim, Via Lewandowsky, Aja von Loeper, Suska Mackert, Ulrike Möschel, Simon Schubert, Susanne Schwarz, Nadja Solovjev, Herbert Stattler, Günter Uecker, Johannes Volkmann, Andreas von Weizsäcker.

Fotos: M. Jensen

Ausstellungsvideos


Begleitprogramm zur Ausstellung

 

PAPIER ist eine kuratierte Ausstellung sowie ein parallel dazu entwickeltes Interaktions- und Vermittlungsprogramm. Es wird dafür workshopartige Units geben, die in Reaktion auf einzelne Werke vor Ort und digital entstehen. Deren Ergebnisse werden wiederum Teil der Ausstellung. In Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg sind Studierende der Kunstpädagogik in das Projekt einbezogen.

 

Folgende KünstlerInnen beteiligen sich durch eine performative Vermittlungsarbeit: Klara Hobza, Johannes Volkmann, Franz Tröger, Stefan Roszak, Rolf-Bernhard Essig, Herbert Stattler.

 

Wir freuen uns, Ihnen ein umfangreiches Begleitprogamm zur Ausstellung anbieten zu können und sich dadurch auf ganz unterschiedliche Art und Weise dem Thema Papier als künstlerisches Ausdrucksmedium und den Werken der ausgestellten Künstler annähern zu können.

 

Unter der Rubrik "spot on" laden wir Sie ein, im Gespräch oder über einen Vortrag, sich mit unterschiedlichen künstlerischen Positionen auseinanderzusetzen. Ärmel hochkrempeln und selbst aktiv werden können Sie bei unseren Angeboten mit der Bezeichnung "hands on". Weiterhin können Sie Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen zum Thema Papier erleben.

 

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist im Museumseintritt enthalten (Kunstvereinsmitglieder haben freien Eintritt) .

SONNTAG 25.04.2021, 14.30-16 Uhr:

Spot on: Herbert Stattler - Künstlergespräch mit Herbert Stattler und Notburga Karl

SONNTAG 02.05.2021, 14.30-16 Uhr:

Spot on: Lucio Fontana, Dorthe Goeden, Günther Uecker - Experimentelle Führung

Veranstaltung abgesagt. Es existiert ein digitales Vermittlungsangebot über Zoom (Bitte Schere und Papier bereithalten)

 

Papier als Oberfläche kann der Haut ähneln. Wenn es hart auf hart kommt, gibt Papier nach. In der experimentellen Führung geben. Studierende ihren Einblick darauf, was sie an den KünstlerInnen der Ausstellung interessiert und warum es so ein angenehmer aber fragiler Werkstoff ist. Sie dürfen selbst Handanlegen – verschiedene Papiere erproben und dazu den Bedeutungsunterschied von einem gezielten Schnitt und einem schnellen Riss oder einer zufälligen Verletzung hautnah erfahren. Die Werke erhalten so eine zusätzliche Sinn(lichkeits)ebene.

SONNTAG 09.05.2021, 14.30–16 Uhr:

Spot on: Simon Schubert, Ulrike Möschel, Aja von Loeper

Hands on: Falten, Frottieren, Furchen – Papier erinnert sich

 

Treppenhäuser sind Orte ganz persönlicher Erinnerung, unheimlich oder erhebend. Das Treppenhaus der Villa Dessauer ist ein Besonderes und wurde Anlass für Simon Schuberts Faltungen. Mit eigenen Erinnerungen gepaart (am 9.5. ist Muttertag!) nutzen wir das Falten, Frottieren oder Furchen, um das Papier als bildhaften Träger von Erinnerungen oder Spuren kennen-zulernen und um die Arbeiten von Ulrike Möschel, Aja von Loeper in einem anderen Licht zu sehen.

 

Der Workshop kann leider nicht in der geplanten Form stattfinden. Studentinnen der Kunstpädagogik von der Universität Bamberg stellen Interessierten stattdessen museumspädagogische Aktionssets zur Verfügung, um verschiedene Techniken der Papierbearbeitung vor Ort selbst zu erproben und stehen Ihnen für Einzelgespräche zur Verfügung. Diese Sets stehen allen Experimentierfreudigen danach dauerhaft in der Ausstellung zur freien Nutzung und vertieften Auseinandersetzung mit den ausgestellten Werken zur Verfügung.

Fotos: M. Jensen

SONNTAG 16.05.2021, 14.30-16 Uhr (Internationaler Museumstag):

Papiertheater Johannes Volkmann „Die Kostprobe I“

 

Papier als Bühne und Akteur: im Rahmen der Ausstellung wird die Inszenierung „Die Kostprobe I“ als interaktives Erzählstück aufgeführt werden. An einem gedeckten Tisch, bei dem alle Gegenstände mit Papier verpackt sein werden, nehmen die BesucherInnen Platz und werden so unmittelbar Teil des Stückes. Die Aufführung wird, mit begrenzter Personenzahl, im Freien, auf dem Parkplatz der Villa Dessauer, stattfinden. Wir bitten um vorherige Anmeldung unter info@kunstverein-bamberg.de. Die Teilnahme ist nur mit einem negativen Corona Test (bzw. mit Nachweis einer erfolgten Zweifachimpfung) möglich. Ein Corona Test kann auch vor Ort erfolgen. Wir stellen dafür kostenloses Testmaterial zur Verfügung. Die Teilnahme ist ebenso wie der Museumsbesuch an diesem Tag für alle frei!

 

Was füllt uns die Teller? Was macht uns satt? Eine große Speisettafel ist aufgebaut. Sie ist mit all seinen darauf liegenden Gegenständen in Papier verpackt. Die BesucheInnen kommen und nehmen rund um den Tisch Platz. In den Kopfenden spielt die Musik. Martin Ellrodt und Johannes Volkmann erzählen ein Märchen und packen dabei einzelne Gegenstände aus, schneiden und knicken das Papier und bemalen es – die Geschichte entfaltet sich: Zwei Brüder, wie sie ungleicher nicht sein können, bekommen es mit dem Teufel zu tun. Der eine wird davon satt, der andere nicht. Martin Ellrodt ist Geschichten-erzähler, Johannes Volkmann erlernte die Bildhauerei und entwickelte daraus das Papiertheater. In der Zusammenarbeit entsteht eine kuriose Mischung aus Wort und Bild, die schon auf einigen Festivals dieser Erde mit Genuss gezeigt und aufgenommen wurde.

Fotos: M. Jensen, G. Schlötzer

SONNTAG 30.05.2021, 14.30-15.30 Uhr:

Spot on: Klara Hobza

 

Klara Hobza hält einen Vortrag über Papierflieger, deren Erfinder und ihren New Millennium Paper Airplane Contest. Die Künstlerin versucht zu erfassen, was die Einzelnen bewegte, sich dem Papierflieger erfinden und fliegen lassen hinzugeben. Es sind Geschichten wie die der Zapatista Frauen, die sich mit Papierfliegern gegen Militärangriffe wehrten, Koreanischer Kinder, die über die entmilitarisierte Zone Briefe an ihre Familie fliegen ließen, eines Boeing Ingenieurs, der einen Flieger mit dem perfekten Kollaps im Flug erfand, eines Londoner U-Bahn Fahrers, der die perfekte Kurve im Flug die Spirale mehrerer Stockwerke einer Tiefgarage herab übte und des Schuljungen Henderson der schrieb: "This paper airplane will fly through

the future of my life".

Fotos: M. Jensen

SONNTAG 06.06.2021, 14.30-16 Uhr:

Papierfliegerwettbewerb

 

Ob es künftig noch Papierflieger geben wird? Als ausgerissene Buch- oder Heftseite in Situationen von Langeweile gibt es sie viel leicht künftig immer weniger, aber als eigener Sport behauptet er sich unter den überraschendsten Kategorien: Diese bringen Sie zusammen mit ihrem Flieger natürlich mit! Dabei sind Sie Profi oder Laie – und werden in jedem Fall „siegen“, weil Sie dabei sind – an diesem nicht ganz alltäglichen Ereignis.

Fotos: M. Jensen

SONNTAG 13.06.2021:

Spot on Erwin Hapke

 

Matthias Burchardt gibt einen Einblick in den Kosmos des Weltenfalters Erwin Hapke

Der Vortrag fand virtuell statt.

SONNTAG 13.06.2021, 18-19.30 Uhr:

Papier wird Literatur: „Papiertiger und Hamstergut“

 

Sprichwörtliches aus dem Reich von Bütten, Papierosy und Wasserzeichen der Poesie. Dazu Kartonmusik. Die „Streifenhörnchen“ Rolf-Bernhard Essig und Franz Tröger nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie erzählen, wo der Papiertiger wohnt und was es mit dem Paper Moon auf sich hat. Und bei Doktor Essigs Sprichwortsprechstunde dürfen Sie den Experten löchern.

Fotos: M. Jensen

SONNTAG 20.06.2021, 14.30-16 Uhr:

Spot on: Andreas von Weizsäcker und Via Lewandowsky

Hands on: Belastungsproben und Wertneuschöpfungen

 

In der Arbeit "Soll und Haben" von Andreas v. Weizsäcker steckt ein wertlos gewordener Wert - Geld. Aus der Deutschen Mark entstehen architektonische Versatzstücke. Aus was wollen Sie Ihr eigenes Papier (wertneu)schöpfen?

Fotos: M. Jensen

SAMSTAG 26.06.2021, 14.30-16 Uhr:

Hands on: Papier wird Musik - Workshop für Kinder

 

Im Workshop mit Stefan Roszak gibt es viel zu entdecken, was gern überhört wird – wie klingt Papier? Es ist vielfältig, nicht nur rascheln oder reißen – welchen Sound gibt es noch und wie wird er zusammen mit anderen zur Instrumentierung eines selbstkomponierten, wohl tonierten Musikstücks ganz anderer Art?

SONNTAG 27.06.2021, 14.30-16 Uhr:

Papierkonzert mit Stefan Roszak und WorkshopteilnehmerInnen

Fotos: M. Jensen

Jürgen Wilhelm - Abstraktion Photographie

Geschäftsstelle Schützenstr. 4 03.05-31.05.2021


Ein Großteil der Bilder, die wir in den Medien sehen, ist über digitale Systeme erzeugt, verändert, optimiert oder verfremdet worden. Die Photographie wird abgelöst von CGI-Methoden, die eine Hyperrealität erzeugen, an die sich unsere Sehgewohnheit bereits angepasst hat. Kein Photo kann so realistisch sein wie die am Computer erzeugte Realität. Dies befreit die Photographie vollständig von ihrer künstlerischen Bindung an die Gegenständlichkeit. Sie kann endgültig den Weg in die Abstraktion gehen, den die Malerei wegen ihr bereits 100 Jahre zuvor beschritten hat. Die Digitalisierung ermöglicht ihr dabei neue Wege, um sich kritisch mit unserem Sehen auseinanderzusetzen.

Fotos: J. Wilhelm, M. Jensen

Gruppenausstellung - Thriller

Kunstraum Kesselhaus 06.08.-12.09.2021

AbsolventInnen der AdBK Nürnberg: Eva Nüsslein, Anna Steward, Eva Maria Neubauer, Federico Braunschweig, Gabriel von Bethlen


O! Der Tod. Das furchteinflößende Nichts.

 

Eine Hoffnung, eine Angst, eine Angst, eine Angst.

 

Eine Wiedergeburt, ein Vergessen. Ein großes gar Nichts.

 

In der Ausstellung „Thriller“ im Kesselhaus widmen sich die AdBK-Nürnberg AbsolventInnen Gabriel von Bethlen, Federico Braunschweig, Eva-Maria Neubauer, Eva Nüßlein und Anna Steward der grundlegenden Bedingung menschlichen Seins - dem Tod. In der quälenden Auseinandersetzung des Menschen mit der letzten Frage, entstanden zahlreiche Narrationen und Motive, welche die KünstlerInnen zu neuen, eigensinnigen Fiktionen umdeuten. Der Tod wird furchteinflößend, humorvoll oder provozierend in Szene gesetzt. Dabei ist das Ende in allen Arbeiten präsent und erinnert an seine Unausweichlichkeit.

Fotos: M. Jensen

Gruppenausstellung - porosity playground

Kunstraum Kesselhaus 24.10.-28.11.2021

Carlos de Abreu, Dan Dryer, Sonja Engelhardt, Pravdoliub Ivanov, Notburga Karl und Thomas Trinkl.


Die neue Ausstellung der KünstlerIinnen Carlos de Abreu, Dan Dryer, Sonja Engelhardt, Pravdoliub Ivanov, Notburga Karl und Thomas Trinkl macht das Kesselhaus Bamberg zum künstlerischen Spielplatz – einem ‚Porosity Playground‘, so der Titel der Ausstellung, der die Porosität des Industriedenkmals, aber auch der zeitgenössischen Kunst insgesamt beleuchtet.

 

Poröses und Durchlässiges zeichnet die moderne Kunst in mehrerer Hinsicht aus. Sie kann sich beim Betrachten von Kunst ergeben, wenn der Blick eine Materialität in eine filternde, fragile Zustandsform überführt – aber auch die Interpretationen oder Bedeutungszuweisungen an Kunst können durchlässig oder fließend sein.

 

In ihren skulpturalen und multi-medialen Arbeiten thematisieren die KünstlerInnen solche Phänomene der Wahrnehmung, der Bedingungen von Orten, von Material und dem Selbst. Der im Titel der Ausstellung anklingende spielerische Umgang mit Raum, Ort und Betrachter bildet das Fundament für das Hinterfragen der individuellen künstlerischen Produktionsbedingungen und ihren gemeinsamen Schnittstellen. Er findet sich ebenfalls in der Arbeit von Pravdoliub Ivanov, der im Wintersemester die Gast Professur Diversity an der Universität Bamberg innehat, und zur Ausstellungsteilnahme eingeladen wurde.

 

Verstanden als Möglichkeitsraum verweist das Wort „Playground“ ebenfalls auf das Ansinnen dieser KünstlerInnen, sich immer mit großer Offenheit und Lockerheit auf Dinge und Orte einzulassen.

Fotos: M. Jensen