NATUR ALS ARGUMENT
Jahresausstellung des Kunstvereins in der Stadtgalerie Villa Dessauer
29.09. 2019 - 10.11. 2019
Die Jahresausstellung des Kunstvereins 2019 reagiert auf dringliche Fragen in Kunst und Gesellschaft, die sich mit Nachhaltigkeit, Klimawandel und Artensterben sowie mit dem Einwirken des Menschen in nahezu alle natürlichen Systeme beschäftigen. ‚Natürlich‘ im Sinne des Unberührten, ‚künstlich‘ als Eingriff und Neuformung des Menschen – solche klaren Abgrenzungen lassen sich für unser Zeitalter des Anthropozän kaum noch halten. Bereits in der historischen Landschaftsmalerei wurde die „Natur“ zum Argument – sie wurde zum Pendant eines Menschen, der sich ihr gegenüberstellt, sie (und sich) neu definiert und sich so auch als modernes Subjekt versteht. Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux im frühen 14. Jahrhundert legt bereits einen Pfad, auf dem sich ein westlicher Kulturkreis in der Folge über die Natur immer wieder selbst entdecken wird. Was wir bis heute in der Natur ‚lesen‘ sind vor allem Geschichten über uns selbst. Naturerfahrung oszilliert immer wieder zwischen Idealisierung und respektloser Nutzung; die unvoreingenommene Begegnung mit der Natur führte zu medial und konzeptuell erweiterten Formen innerhalb der Domäne der Kunst, die ein anderes Vorstellungsbild von „Natur“ zugleich mitentwerfen. Materialität und Prozesshaftigkeit wären als Kriterein zu nennen, sowie Wachstum und Veränderung als ‚natürlich’ gesetzte Logiken. Die Ausstellung folgt diesen Spuren und bringt nicht zuletzt auch die Heterogenität zum Ausdruck, mit der in der Kunst die Beschäftigung mit der Natur ein Argument der Kunst wurde – sei es als Abgrenzungsfolie, Ähnlichkeitsbestrebung oder als ästhetisch befruchtendes Potential. Die vielfältigen Medien, Materialien und Methoden, die Künstlerinnen und Künstler diesbezüglich entwickelt haben, gilt es in der Ausstellung zu entdecken.
Anna Bittersohl
Oliver Boberg
Bob Braine
Anja Ciupka
Galerie für Landschaftskunst
Klara Hobza
Florian Hüttner
Joan Jonas
Till Krause
Cyrill Lachauer
Christiane Löhr
Yelva Larsen
Thomas May
Sebastian Nebe
Susanne Roth
Gerhard Rießbeck
Wolfgang Stehle
Jens Velling Schürmann
herman de vries
Lois Weinberger
Thilo Westermann
Richard Wientzek
Jürgen Wilhelm
Rundgänge durch die Ausstellung
- am Donnerstag, dem 3.10. um 15 Uhr mit Dr. Barbara Kahle
- am Sonntag, dem 20.10. um 11 Uhr mit Notburga Karl
- am Sonntag, dem 27.10. um 15 Uhr mit Dr. Barbara Kahle
Finissage
Am Sonntag, dem 10. November um 11 Uhr
- Vortrag von Charlotte Desaga (Freie Kuratorin Berlin)
„Soma, Simulakren, Situation: Überlegungen über das Lebendige in ‚UUmwelt‘ von Pierre Huyghe“
- anschließende Diskussion mit KünstlerInnen zu NATUR ALS ARGUMENT
Aktionstage
„Natur Natur sein lassen“
mit Natur - als Resonanzraum - in Beziehung treten:
Der Herbst ist da, die Zeit der Gartenarbeit... aber anstatt den Rasen zu mähen und den Gärten aufzuräumen, wollen wir der Natur Raum geben und „Wildnisecken“ als kleine Oasen der Artenvielfalt schaffen. Wir möchten dabei sowohl ein kleines Beet anlegen, dass bestäubenden Insekten Nahrung bietet als auch einen Naturgarten mit ganz unterschiedlichen Lebensräumen schaffen. Totholz, Stein-, Reisig-, und Laubhaufen bieten hierbei Insekten, aber auch Säugetieren Möglichkeiten zum Überwintern.
Sa., 19.10., 14 – 18 Uhr
Villa Dessauer (Hainstraße 4a)
Grashalmschnitzen mit dem Nürnberger Künstler Thomas May
Mitmachaktion: Grashalmschnitzen mit dem Nürnberger Künstler Thomas May. Seit vielen Jahren arbeitet May hauptsächlich mit Gras als Kultur Träger, 2001 hat er das »GrashalmInstitut« ins Leben gerufen. Weltweit ist er u.a. mit seinen Schnitztouren unterwegs, bei denen die Besucher eingeladen sind, einen Grashalm zu schnitzen, der für Ausstellungen gesammelt wird, frei nach Dürers großem Rasenstück. Werden auch Sie Sie Teil dieses großen Kunstprojektes, Material und Werkzeug wird gestellt.
Samstag, 12. Oktober von 14 – 17 Uhr in der Stadtgalerie Villa Dessauer.
Foto Maren Jensen
Bilder der Vernissage am 28.09. 2019 Foto Kahle
Arbeiten von Anja Ciupka, Bilderkiste von Florian Hüttner, Thomas May, Sebastian Nebe
Foto Kahle
Arbeiten von Lois Weinberger, Susanne Roth, Wolfgang Stehle, Christiane Löhr
Fotos Kahle
Finissage mit einem Vortrag von Charlotte Desaga über den Künstler Pierre Huyghe, Diskussion mit Künstlern (Thomas May und Gerhard Rießbeck, die Kuratorin Notburga Karl und Charlotte Desaga
Weitere Informationen finden Sie auf ihrer Website: elisabethkraus.net
Malerei Elisabeth Kraus (Fotos E. Kraus)
Fotos Kahle
13. Juli - 8. August 2019 , Stadtgalerie Villa Dessauer, Hainstraße 4a, 96047 Bamberg
Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Bamberg und weiteren Institutionen
Seit September 2018 wurde das Ausstellungsprojekt "Amplitude der Differenz" in China gezeigt. Im Kunstmuseum der 4-Millionen-Stadt Kunming, der Provinzhauptstadt von Yunnan, fand der Auftakt statt. Nach zwei weiteren Stationen in China, startet das aus drei Doppelausstellungen bestehende Projekt nun im Museum Schloss Ratibor in Roth, im Kunstmuseum Erlangen und in der Stadtgalerie Villa Dessauer in Bamberg. Im Juli werden die Kunstwerke nach Schweinfurt weiterreisen und den Abschluss machen im Spätsommer Ansbach und Bayreuth. Für die fränkische Reihe hat Ministerpräsident Dr. Markus Söder die Schirmherrschaft übernommen.
Ca. 130 Werke von je 26 chinesischen und deutschen Künstlerinnen und Künstlern werden in diesen drei Ausstellungspaaren immer wieder neu miteinander in Beziehung gesetzt.
Die Idee dieser großangelegten Ausstellungsreihe ist es, den Dialog zweier gänzlich verschiedener Kunstlandschaften zu ermöglichen. Fränkische und chinesische Kunstwerke treffen in verschiedenen Ausstellungskontexten aufeinander; Unterschiede und Gemeinsamkeiten sollen so erfahrbar werden und gleichzeitig zu einer gegenseitigen künstlerischen Anregung führen aber auch den Besucher an diesem Prozess teilhaben lassen.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Chinesische Künstlerinnen und Künstler
Bai Haiyuan, Bian Xiaoqiang, Cao Yue, Chen Liu, Chen Qunjie, Deng Anke, Duan Xuejing, Duan Yuhai, Gao Xiang, Guo Hao, Han Lu, He Aping, He Yingyun, Hou Wenfang, Li Ji, Luan Xiaojie, Mu Xiaorong, Ning Zhi, Qiu Jian, Tu Yiwen, Wang Leiming, Wang Xiaoyun, Wang Xin, Wang Yang, Wu Jun, Ying Borui, Zhang Ting, Zhang Wie, Zheng Xu, Zhou Liming, Zhu Lanjing
Fränkische Künstlerinnen und Künstler
Dierk Berthel, Michaela Bieth, Wolfgang Böhm, Chris Engels, Walter Förster, Henrike Franz, Katja Gehrung, Barbara Gröne-Trux, Geli Haberbosch, Kerstin Himmler, Gerd Kanz, Lucie Kazda, Stephan Klenner-Otto, Nikolai Lagoida, Werner B. Nowka, Goda Plaum, Kerstin Römhild, Gerhard Schlötzer, Monika-Jeannette Schödel-Müller, Peter Schoppel, Helga Schwalt-Scherer, Michaela Schwarzmann, Robert Weissenbacher, Mona Weiskopf, Claudia Wirth, Katja Wunderling
Christina von Bitter Das sichtbar Unsichtbare
Kunstraum Kesselhaus
12.04.2019 - 02.06. 2019
Der Kunstverein Bamberg eröffnet seine Ausstellungssaison 2019 mit den Arbeiten der Bildhauerin Christina von Bitter. Ihre körperlosen, auf die Hülle reduzierten Objekte schweben vom 11. April an durch das ehem. Kesselhaus des Alten Krankenhauses an der Unteren Sandstraße.
Christina von Bitter hat an den Kunstakademien in München und Berlin studiert und war Meisterschülerin bei Lothar Fischer. Sie lebt in München, wo in ihrem kleinen Atelier in der Innenstadt die weiß gefassten organischen Plastiken entstehen: luftig - fragil wirkende Gebilde, die vorwiegend aus Papier und Draht entwickelt werden und die Schwerkraft aufzulösen scheinen. Sie erinnern an Häuser, Gefäße und Flugobjekte, Musikinstrumente sowie verschiedene andere Gegenstände des Alltagslebens. Seit vielen Jahren beschäftigt die Künstlerin sich intensiv mit Kleidern und Corsagen in unterschiedlichsten Größen – bis zu einer Höhe von 6 Metern –, die nun als eigenständige Gebilde Körper umschreiben, die von allem Volumen befreit sind. Unsichtbare Körper werden nur in ihren Hüllen sichtbar.
In dem Katalog “Die Haut der Dinge“ schreibt Gottfried Knapp: „Das anvisierte Objekt verliert bei der Gestaltung … deutlich an Masse und Gewicht, es wird schwebend leicht, definiert sich nur noch durch seine Hülle, seine Epidermis. Das Wesen der so geschaffenen Skulptur erfüllt sich….nicht im Konzentrat, im hochverdichteten Kern, sondern in der Leere, die körperhaft gefasst wird, im präzise definierten Hohlraum."
Joan Jonas
In the Trees II, 2018
Naturkunde Museum Bamberg
2.5. - 2. 6. 2019
Dienstag 28.5., 19:00, Einführung zur Poesie des Films mit Dr. Adrianna (Lukovitsch) Hlukhovych von der Universität Bamberg mit anschließendem Künstlergespräch mit Ragani Haas, der langjährigen Mitperformerin und Inspiration von Joan Jonas.
So 2.6. um 11 Uhr Diskussion mit Peter Wendl, Dozent für transmediale Räume an der Akademie Nürnberg
In Kooperation zwischen dem Naturkundemuseum Bamberg (Dr. Matthias Mäuser), dem Kunstverein Bamberg (Notburga Karl) und der Galerie Amanda Wilkinson, London, freuen wir uns außerordentlich, die international renommierte Künstlerin Joan Jonas mit einer Arbeit in Bamberg präsentieren zu dürfen und hoffen, die gefragte Künstlerin auch persönlich in Bamberg begrüßen zu können. Jonas hat sich seit den 1970er Jahre als Video-Performance Künstlerin einen Namen gemacht und ist mittlerweile als eine der weltweit bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Generation in den einschlägigen Museen weltweit vertreten. Die Tate London hat ihr letztes Jahr eine umfassende Werkschau gewidmet. Vom 2.5. bis zum 2.6. ist sie im Naturkundemuseum zu sehen, das mit seinem bedeutenden Vogelsaal einen wichtigen Kontext für die gezeigte Arbeit liefert.
Jonas hat während ihrer langen und einschlägigen Karriere eine einzigartige visuelle Sprache aufgebaut, die sie nutzt, um damit ein dringliches Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Sie widmet ihre neueren Arbeiten vermehrt der Frage, in welcher Beziehung die Menschen zu ihrer Umwelt und zu anderen Lebewesen stehen. Vor allem ist es die wachsende Sorge um die zunehmende Verwüstung des Planeten Erde, die sie betroffen macht. Das Werk In the Trees II greift viele Schlüsselelemente ihrer künstlerischen Praxis auf. Sie arbeitet hier mit Illusion und Spiegelung; sie setzt Zeichnung sowohl an der Wand, in der Installation und der Videoperformance ein. Auch das Wischen, eine zentrale Reminiszenz ihrer frühen Videoarbeiten der 1970er Jahre (Vertical Roll, 1972), findet sich wieder, wobei es nun an die Wischfunktion neuer Displays von Smartphone und Ipad anknüpft. Jonas schafft ihre komplexen Bilderwelten in verblüffend einfacher Herangehensweise. Das erste Video entstand, indem sie einen rudimentären Performance-Raum einrichtete: Bewegtbilder von sich im Wind wiegendem Gras und Bäumen wurden auf einer vor der Wand hängenden semitransparenten Leinwand projiziert – das Projektionsbild verdoppelt sich, wenn die Performerin dazwischen tritt, wobei sie ab und an einen hölzernen Vogel hält. In einer anderen Einstellung werden Zeichnungen von Bäumen über die Performerin projiziert, oder man sieht sie selbst in frischem Grün markante Konturlinien zeichnen. Das zweite, kreisförmig beschnittene Video offenbart, über einen Rundspiegel gefilmt, wie Jonas Zeichnungen mit Kreisen und Geraden anfertigt. Dieses Motiv taucht in Jonas’ Werk öfter auf; sei es auf dem Kopfkissen, auf das sie die Figur des Kunstwissenschaftlers Aby Warburg in ihrer Performance The Shape the Secnt, the Feel of Things bettete, oder in den Zeichnungen der darauf folgenden Como Performance. Aus dieser sind in Bamberg die vor Publikum entstandenen, großformatigen Zeichnungen auf kostbarer Seide zu sehen: in einer Zeichnung kulminiert die anspielungsreiche Gegenüberstellung von Kreis und Geraden in der gleichursprünglichen Vorstellung und Darstellung von Zeit als zyklisch (ewige Wiederholung und Wiedergeburt) und linear (Zeitstrahl). Die anderen beiden Seidezeichnungen tragen das Motiv eines Schmetterlings: im diesem Motiv treffen eine Art (die sich selbst erhält) und das Einzeltier (mit seinem ganz eigenen Schicksal) aufeinander. Dieser Konflikt zwischen (Selbst)erhalt und Vergehen der Natur erhält durch den angrenzenden Vogelsaal mit seinen zahlreichen Vogelpräparaten eine besondere Rahmung.
Die Arbeit In the Trees II entstand im Nachgang zu einigen der wichtigsten Installationen der Künstlerin, Reanimation und They come to us without a word, die beide für den US Pavillon auf der Biennale in Venedig 2015 entstanden, inspiriert von der Novelle Under the Glacier des isländischen Schriftstellers Halldór Laxness. Jonas wurde von seinen poetischen Beschreibungen der Natur angezogen, speziell von Vögeln und Bienen. In der darauffolgenden Arbeit Stream or River, Flight or Pattern (2016) erkundete sie ihre Sorge um Natur weiter; eine Residenz in der Fondation Botin in Santander, Spanien, machte dies möglich. In der neuesten Installation In the Trees II treibt Jonas diese Erkundungen nun weiter. Ihr zentrales Motiv – neben dem Schmetterling – ist nun der Vogel. In einer Reihe von Vogelzeichnungen lotet sie das Verhältnis von Natur und Kunst weiter aus.
Bildrechte Galerie Amanda Wilkinson und Joan Jonas
Bilder von der Eröffnung der Ausstellung im Naturkundemuseum (Fotos U.Kahle)